Zum Inhalt springen

Siebtes Pfarrhausgespräch                                                  25.11.21

Von Josef Sturm

Allersberg (jsm 7565) Zu Gast beim siebten Pfarrhausgespräch war Stadtpfarrer Ulrich Schmidt, der in der 1700-Seelen zählenden Diasporapfarrei Heilig Geist in Wassertrüdingen tätig ist. Der 36-jährige Priester hat zudem einen Lehrauftrag an der Berufsschule der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf.

Ulrich Schmidt stammt aus Reichertshofen bei Berngau in der Oberpfalz, nur rund 15 Kilometer von Allersberg entfernt, erfuhren die Zuhörer im 45-minütigen Gespräch aus dem Allersberger Pfarrhaus, das via Internet in die ganze Welt hinausging und auch weiterhin auf der Homepage der Pfarrei abgerufen werden kann. Interessant war weiter zu hören, dass aus der 2000-Seelen-Pfarrei Sengenthal, zu der Reichertshofen gehört, innerhalb der letzten 15 Jahre vier Neupriester hervorgegangen sind. Warum das so ist, dafür gibt es keine Erklärung, das ist Gottes Fügung, antwortete Schmidt auf die Frage von Pfarrer Peter Wenzel, der das Gespräch moderierte. Stolz zeigte sich der Gast auf seine Heimatpfarrei, die damit positiv in den Schlagzeilen war und ist. Ulrich Schmidt hat drei Brüder, sein Zwillingsbruder Wolfgang und er sind die Jüngsten. Er ist im Dorf aufgewachsen und hatte eine schöne Kindheit, wie er festhielt. Das ganze Dorfleben war gläubig geprägt und so auch sein Elternhaus. Das tägliche gemeinsame Tischgebet gehört ebenso dazu wie die Verbindung zur Pfarrei und Kirche, wo er auch Ministrant war.

Nach seinem Werdegang befragt antwortete Schmidt, dass er zunächst die Grundschule in Sengenthal, danach die Hauptschule in Berngau besuchte und mit dem Quali abschloss. Dann erlernte er den Kaufmannsberuf bei der Firma Gleichauf in Neumarkt, ehe er das Fachabitur an der BOS in Neumarkt ablegte und weiter acht Semester Gartenbau in Weihenstephan studierte. Wenige Tage nach seinem Abschluss als Diplom-Ingenieur und damit der Hochschulberechtigung sei er dann am 14. September 2009 ins Priesterseminar Eichstätt eingetreten. Das sei ein interessanter Berufsweg sagte Pfarrer Wenzel, ehe er fragte, wann Schmidt denn der Gedanke Priester zu werden gekommen sei. Schon als Kind habe er gedacht Pfarrer wäre was, doch mit Hauptschulabschluss war ein Studium ja nicht möglich. Sein Entschluss sei entstanden, als er 2007 an einem Feldkreuz stand und wusste seine Großtante sei gestorben. Er habe ihr im Krankenhaus versprechen müssen zur Mutter Gottes nach Altötting zu fahren, wo er als Kind schon mit dem Pilgerzug war. Was will mir Gott sagen, habe er sich da gedacht und nach Beendigung seines Studiums dann bei Bischof Gregor Maria Hanke angefragt, ob es sich lohnt, heute noch Priester zu werden. Nach dem sehr guten Gespräch habe er sich sofort im Priesterseminar angemeldet. Einmal im Pfarrhaus zu leben und die Verbindung zur normalen Pfarrei zu erleben, das habe er bei seinem Praktikum in Gerolfing erlebt, das sehr spannend und aufschlussreich war . Seine Primiz, genau an seinem 31. Geburtstag, sei trotz Regen ein großes Highlight gewesen, erinnerte sich Schmidt. Seine erste Kaplanstelle sei in Bechhofen, Burgoberbach, Großenried gewesen, ehe er Stadtpfarrer in Wassertrüdigen wurde.

Wie es sei, nach dem langen Werdegang endlich am Ziel zu sein und den Alltag zu erleben, fragte Wenzel. Sein erstes Jahr sei durch Corona spannend gewesen, doch weil vieles nicht stattgefunden hat, habe er viel Zeit gehabt zum Kennenlernen, antwortete Schmidt. 35 Beerdigungen habe er in diesem Jahr gehabt. Er habe sich die Arbeit in der Diaspora nicht vorstellen können, aber er liebe diese in seiner Diasporapfarrei die sehr lebendig und die Gläubigen treu seien, wie er betonte. Spannend sei der Kontrast zwischen Katholisch und Diaspora und er sei erschrocken darüber, wie wenig die Kirchgänger etwa in Neumarkt geworden seien. In vielen Familien werde der Glaube nicht mehr gelebt und es mache ihn traurig, dass der katholische Glaube so wenig Resonanz findet und so viele der Kirche den Rücken kehren. Eine Kindheit in Familie ohne Glauben sei für ihn nicht denkbar, doch heute haben viele Eltern wenig mit Kirche zu tun. Sie geben ihren Kindern nichts mit, wenn der Glaube nicht gelebt wird. Dadurch brechen so viele schöne Dinge einfach weg, bedauerte der Stadtpfarrer, der die Zukunft der Kirche offen sieht. Corona habe die Kirche voran katapultiert, aber wenn man seine Arbeit liebt und gerne macht, werde man auch belohnt. Der Glaube sei Kraftquelle und gebe innere Freude, die man nur schenken könne, wenn man ihn praktiziere. Eine Pfarrei könne man mit einem Garten vergleichen. Wenn man sie nicht pflege, kann sie verwildern wie ein Garten, sagte Schmidt mit Blick auf sein Studium.

Auf seinen Lehrauftrag im grünen Bildungszentrum Triesdorf angesprochen, antwortete er, dass der Lehrplan hier sehr offen sei. Er gebe sechs Stunden Präsenzunterricht Religion in der Schule mit lauter Erwachsenen, die offen und ganz leicht zu haben seien.

Wie gewohnt, musste Schmidt zum Abschluss der Gesprächsstunde drei Zuschauerfragen beantworten. Auf die erste, ob es in seinem Leben ein Vorbild gebe, antwortete Schmidt, dass ihn viele Menschen beeindruckt haben und seine Devise sei, man könne von jedem was lernen, ehe er seinen Eltern besonders dankte für das solide Elternhaus. Auf die Frage, was er tun würde, wenn morgen die Welt unterginge antwortete er, dass er nichts Großartiges verändern würde, aber viele Menschen treffen und ihnen danke sagen wolle. Bei der dritten Frage antwortete er schmunzelnd, dass er täglich selbst koche, Süßspeisen liebe und dass Rouladen sein Lieblingsessen seien. Fleisch gebe nur wenn Gäste kommen. Mit dem Hinweis auf das Kennenlernen in Bad Wörishofen und die gemeinsame Leidenschaft das Kneipen verabschiedete Pfarrer Wenzel seinen Gast mit einem Bild von Pfarrer Kneipp und sagte ihm Dank für das interessante Gespräch ehe er kundtat, dass sein nächster Gesprächspartner im Allersberger Pfarrhaus der aus der Fernsehsitzung „Fastnacht in Franken“ bekannte Kabarettist und Winzer Ottmar Schmelzer aus Oberschwappach sei.  

Josef Sturm (jstu)

Heilige Messen in der Pfarrei Allersberg

Samstag 17.30 Uhr (von November bis einschl. März 17.00 Uhr)
Sonntag 8.30 Uhr und 10.30 Uhr

Gottesdienstzeiten in der Expositur Göggelsbuch

Samstag 19.00 oder Sonntag 9.00 im Wechsel mit Ebenried (von November bis einschl. März 18.30 Uhr)

Gottesdienstzeiten in Ebenried

Samstag 19.00 oder Sonntag 9.30 im Wechsel mit Göggelsbuch (von November bis einschl. März 18.30 Uhr)

Pfarrei Allersberg

Leiter:
Pfarrer Peter Wenzel
Hinterer Markt 24
90584  Allersberg