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Pfarrhausgespräch mit Jakobspilgerin                18.6.21

Von Josef Sturm

Allersberg (jsm 7565) Die Jakobspilgerin und Buchautorin Angela Stadlbauer aus Heideck war am Donnerstagabend zu Gast beim sechsten Pfarrhausgespräch in Allersberg. Initiator und Moderator Pfarrer Peter Wenzel hieß die 47-jährige Erzieherin herzlich willkommen und erinnerte daran, dass er bei einer Buswallfahrt mit Etappen zu Fuß mit seiner ehemaligen Pfarrei Herrieden nach Santiago de Compostela einen kleinen Einblick ins Pilgergeschehen auf dem Jakobsweg bekommen habe. Gleich zu Beginn des Gesprächs zollte Pfarrer Wenzel der mutigen Pilgern, die ihren Rucksack mit der Jakobsmuschel, Wanderschuhe und Stöcke zum Livestream mitgebracht hatte, großen Respekt, Dank und Anerkennung, ehe er fragte, was sie zu diesem Schritt bewogen habe.
Sie habe irgendwann vom Jakobsweg gehört und sei ihn das erste Mal mit ihrer Mutter in Etappen von 2008 bis 2013 gelaufen. Auf diesem Weg habe sich das Gefühl in ihr ausgebreitet, dass sie den Weg alleine am Stück laufen möchte und so sei sie dann im März 2015 losgelaufen und 103 Tage unterwegs gewesen. Vorgehabt habe sie von Anfang an ein Buch zu schreiben und deshalb Tagebuch geführt. Unter dem Titel „Es ist ja nur für eine Nacht“ habe sie dann ihre Erlebnisse und Erfahrungen festgehalten und Einblick in das Leben einer Pilgerin gegeben.
Im Vorfeld habe sie sich die Route überlegt, nicht die gleiche wie bei ihrer ersten Pilgerwanderung, und dann sei sie warm angezogen im kalten Heideck gestartet, 14 Tage begleitet von ihrer Mutter. Dann sei sie alleine täglich im Schnitt 25 Kilometer weiter marschiert auf dem Jakobsweg durch Deutschland, Frankreich und an der Küste Spaniens entlang. Sie habe sich zuhause nicht groß verabschiedet, sondern jeden Abend bei ihrer Tochter gemeldet, sagte Stadlbauer. Übernachtet habe sie in Pilgerherbergen, die leider meist sehr unsauber waren und nicht kostenlos sind. In Deutschland gibt es diese selten und so habe sie ganz einfach in Pfarrhäusern geläutet und sie sei dort immer gut aufgenommen worden. Ihre negativste Erfahrung habe sie dabei am Gründonnerstag gemacht und ihr schönstes Erlebnis war in der Pfalz, wo sie die Pfarrsekretärin in ihr Haus geholt und bewirtet und ihr den Haustürschlüssel für die Benützung der Dusche am Morgen überlassen habe.
Auf die Frage ob es leichter sei alleine loszuziehen oder mit Freunden antwortete die Pilgerin, dass es mit Mutter und Schwester leicht war, aber dass es für sie mit Anderen nicht gehe wegen der Absprachen und dass schon viele Beziehungen deshalb auf dem Weg zu Bruch gegangen seien. Man treffe viele Leute auf dem Weg in Frankreich, in Spanien noch mehr und auf dem letzten Wegstück ganz viele. Hilfreich sei auch das Handy gewesen, wenn man die „Muschel“ als Wegweiser, das Zeichen der Jakobspilger, übersehen und sich verlaufen habe. Tagsüber wollte sie immer alleine sein und ihren Gedanken nachhängen, ja sie habe sogar gesungen und ein Lied gedichtet, doch am Abend sei sie doch dankbar für Gespräche bei einem Glas Rotwein gewesen, sagt Stadlbauer.
Gut überlegen sollte man sich das Marschgepäck, das zirka elf Kilogramm bei ihr betragen und auch Brot, Käse, etwas Gemüse und Wasser beinhaltet habe. Blasen und andere körperliche Schwierigkeiten stellen sich ein, bei ihr seien es starke Beinschmerzen nach neun Wochen gewesen, aber nur einmal, gleich zu Beginn, als ihre Mutter sich verabschiedet habe, sei ihr der Gedanke ans Aufgeben gekommen und nur einen einzigen Tag habe sie eine Pause eingelegt erinnert sie sich, als sie ihre durchgelaufenen Wanderschuhe zeigt. Auf keinen Fall sollte man mit neuen Sachen loslaufen, zuhause vorher Tagestouren machen und nur Leichtes mitnehmen, lautete der Rat der erfahrenen Pilgerin.
Drei Pilgerpässe voller Stempel kann Angela Stadlbauer vorweisen. Diese gibt es auch in der vor elf Jahren erbauten Kapelle in Kronmühle, deren Initiator selbst nach Santiago de Compostela gepilgert ist. In Allersberg gibt es die Fußwallfahrt nach Trautmannshofen und die Teilnehmer sagen, jedes Jahr krippelts, hielt Pfarrer Wenzel fest und Stadlbauer bekräftigte, ja, es packt einen der Wallfahrts-Virus. Mutig sei es, als Frau alleine unterwegs zu sein, haben Leute zu ihm gesagt, so Pfarrer Wenzel. Sie habe sehr viel Gastfreundschaft auf ihrem Weg erlebt und nur positive Erfahrungen gemacht, aber es gab auch ein paar mulmige Momente, antwortete Stadlbauer. Die Gastfreundschaft mache den Jakobsweg aus. Sie sei entspannter, ihre innere Ruhe sei größer geworden und sie habe sich zum Positiven verändert, versichert die Heideckerin. Die Gespräche mit den Pilgern, die sie unterwegs getroffen habe seien tiefer als im normalen Leben gewesen, denn viele sind unterwegs, die etwa eine Krankheit verarbeiten wollen. Man braucht eine große Portion Gottvertrauen für diesen Weg und für sie sei es der ideale Zeitpunkt gewesen, denn sie habe sich ein komplettes Jahr vom Arbeitgeber freistellen lassen und da habe sie in Paraguay gearbeitet und noch anderes gemacht, betonte Stadlbauer. Es gebe noch so viele andere Ziele und so plane sie eine kleine Wanderung durch Grönland, verriet die mutige Frau, die auch Lesungen abhält und im Verlauf der Gesprächsstunde mit dem Kapitel „Herbergssuche“ aus ihrem Buch erfreute. In Corona-Zeiten habe sie Facebook-Lesungen gegeben und jederzeit sei sie weiter dazu bereit, betonte sie, ehe ihr Pfarrer Wenzel herzlich für das interessante Gespräch dankte und als kleines Dankeschön eine Flasche Pfarrhauswein überreichte. Einen selbst gemachten gelben Pfeil, das Zeichen der Pilgerherberge, hatte Angela Stadlbauer als Erinnerungsgeschenk parat. Mit dem Hinweis, dass das Gespräch weiter auf der Homepage der Pfarrei abrufbar ist und auf die spannende Fortsetzung der Pfarrhausgespräche nach der Sommerpause im Herbst endete die Gesprächsrunde.
Josef Sturm (jstu)

 

Heilige Messen in der Pfarrei Allersberg

Samstag 17.30 Uhr (von November bis einschl. März 17.00 Uhr)
Sonntag 8.30 Uhr und 10.30 Uhr

Gottesdienstzeiten in der Expositur Göggelsbuch

Samstag 19.00 oder Sonntag 9.00 im Wechsel mit Ebenried (von November bis einschl. März 18.30 Uhr)

Gottesdienstzeiten in Ebenried

Samstag 19.00 oder Sonntag 9.30 im Wechsel mit Göggelsbuch (von November bis einschl. März 18.30 Uhr)

Pfarrei Allersberg

Leiter:
Pfarrer Peter Wenzel
Hinterer Markt 24
90584  Allersberg