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Chronik und Schicksal der Sebastianskirche

und der Sebastiansbruderschaft.

 

Nach den Akten aus dem Bayrischen Staatsarchiv-Regierungs Akt Pfalz-Neuburg Nr. 1922 wurde von dem bürgerlichen Magistrat bezw. durch den Bürgermeister und Bruderschaftsverwalter Johann Odorfer am 20. Januar 1804 folgende Beschreibung an das damalige kurfürstliche Landrichteramt über die Sebastiansbruderschaft gegeben:

 

„Von dem Ursprung und dem Stifter dieses bürgerlichen Bündnisses weiss man nichts, als dass solche im Jahre 1333 den 20. Hornung (Februar) den Anfang genommen und bestätiget, dann im Jahre 1660 erneuert und 1728 vom Papst Benedict XIII mit Ablässen begnadet worden ist.“

 

1333   Die Sebastiansbruderschaft war also 1333 gegründet worden in der Absicht, dass Gott auf die Fürbitte des hl. Sebastian die im Lande vorherrschenden ansteckenden Krankheiten abwenden und die Verehrer dieses Heiligen seelisch und leiblich gesund erhalten solle. Durch die Jahrhunderte hindurch konnte sich die Bruderschaft durch die Gunst der Herrn von Wolfstein und trotz der vielen nachfolgenden Kriege, in denen Allersberg mehrmals gebrandschatzt und geplündert wurde, immer gut behaupten.

 

1540   Erst in den Jahren um 1540 als der Pfalzgraf Otto Heinrich im Herzogtum Neuburg regierte, trat eine traurige Änderung ein. Schuld daran waren die s. Zt. entstandenen politischen wie auch religiösen Verhältnisse. Der Pfalzgraf Otto Heinrich war zwar der katholischen Sache zugeneigt, er wehrte aber immer wieder die Machtbefugnisse der regierenden Bischöfe ein, weil sie seine unnötig hohen Staatsschulden, die er machte, nicht anerkannten. So kam es, dass ihn seine Schulden in das Lager der Protestanten trieb. Das war s. Zt. in erster Linie die Reichsstadt Nürnberg, von der er Geld geliehen hatte. Sie nahm ihm seine längst verpfändeten Ämter Hilpoltstein, Heideck und Allersberg ab, um damit wieder zu ihrem Geld zu kommen. Gleichzeitig versuchten die Räte der Stadt Nürnberg den Protestantismus in den neu erworbenen Orten einzuführen.

 

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Fortsetzung siehe Zwischenblatt anbei: Noch einzuordnen für das Jahr 1580/82.

 

1580/82   Der Chronist meldet, dass in den Jahren um 1581 der Gottesacker, welcher bisher um die alte Pfarrkirche bestanden hatte, aus dem Markte an seinen heutigen Ort verlegt wurde. Die umgebende Mauer ist aus den Steinen der verheerten Skt. Wolfgangskapelle und von den Steinen der Wolfstein´schen Schossruine errichtet worden. Die Kosten sind durch eine Geldsammlung s. Zt. aufgebracht worden und betrugen 80 Gulden. Im Jahre 1615 wurde der Friedhof und die Mauer vergrössert. Ein Stein in der Friedhofsmauer weist auf eine nochmalige Vergrösserung im Jahre 1786 hin. Eine weitere Vergrösserung ist im Jahre 1905 erfolgt. (siehe dort)

 

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1580/82   Unter diesen Umständen erlitt die Sebastiansbruderschaft eine erzwungene Unterbrechung von ca 80 Jahren. Gleichwohl blieben die Mitglieder tätig, indem sie die am Anfang des 16. Jahrhunderts eingeschleppte Pest, an welcher in Allersberg 173 Menschen gestorben sind, die Pesttoten begruben. Daran soll der schwarze Umhang erinnern.

 

1615   Die Sebastianskapelle hatte nur ein kleines Altartüchlein, die Bahrtücher, die Totenbahre und Beerdigungsschaufeln.

 

1627   Erst nach dem Tode des Pfalzgrafen Otto Heinrich wurde durch den neuen Pfalzgrafen Johann Wilhelm in den drei vorgenannten Ämtern bezw. Ortschaften die Katholische Religion wieder eingeführt. Die Auflebung  der Bruderschaft hemmte aber jetzt wieder der damals wütende 30 jährige Krieg.

 

1659/60   Trotzdem gelang im Jahr 1659/60 der Neuaufbau einer Stk. Sebastianskirche. Die frühere Sebastianskapelle war nämlich im Jahre 1528 in der Reformationszeit niedergerissen worden. Ab 1660 soll die Bruderschaft ihre Tätigkeit wieder aufgenommen haben.

 

1681   Eine Erneuerung brachte der damalige katholische Pfarrer Eder am 18. September 1681 der eine erste Bruderschaftsandacht abhalten konnte.

 

1682   Der Landwirt Hans Thome aus Lampersdorf stiftete sogar zum Bruderschaftsfest im Jahre 1682 eine kleine Glocke mit 70 Pfund für 25 Gulden.

 

1695   Sie wurde aber erst 1695 geweiht.

 

1707   Im Jahre 1707 wurde in der Sebastianskirche eingebrochen und 3 Gulden gestohlen, ebenso 1708 und noch einmal 1712.

 

1716   Am Allerseelentag ist durch die Unvorsichtigkeit einer Bäuerin mit den Kerzen das Holzwerk in der Kirche abgebrannt. Das Gebäude konnte aber gerettet werden.

 

1798/99   Die Friedhofsmauer und der Turm der Sebastianskirche wurden für 214 Gulden, 10 Kronen repariert nach den Unterlagen und Archivalien von Eichstätt Nr 2405.

 

1835   Es mag von Interesse sein, was die Sebastianskirchenstiftung i. J. 1835 für Vermögenswerte ausweisen konnte:

 

Bestand: ----- 1411 Gulden, 65 Kronen; Wert der Kapelle: 1350 Gulden; 2 Tagwerk 14 Dezimal Wiese in der Langwaid mit einem Wert von 150 Gulden; verpachtet um 10 Gulden, 9 Kronen; Handlohn an den Schwanwirt Josef Gerngross 14 Kronen; Grundzins an das Spital, Grundherrl. Gefälle 1/2 Tagwerk Wiese bei Polsdorf und 1/2 Tagwerk Acker bei der Dockenmühle; Gerätschaften mit einem Wert von insgesamt: 204 Gulden, 43 Kronen.

Aus der Sebastiansstiftung erhielt der Geistliche für das Sebastiansfest 1 Gulden, 30 Kronen; für das Seelenamt 43 Kronen; für 4 Quatemberämter 2 Gulden; für 2 Paktmessen 1 Gulden. Der Mesner erhielt für 8 Messen u. Litaneien 2 Gulden, 30 Kronen; für 4 Quatembermessen 32 Kr. , für 2 Paktmesen 16 Kr.. Der Chorregent bekam für 8 Messen 2 Gulden, 30 Kr., für Patrozinium 25 Kr., für 4 Seelenämter 1 Gulden; der Türmer 3 Gulden 35 Kronen; die Sing- und Ministranten 1 Gulden, 2 Kronen; der Bildtnisräger 30 Kronen.

 

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts liessen sich in die nun wieder neu aufgelebte Bruderschaft viele neue Mitglieder aufnehemen, zumal sie auch mit einem neuen päpstlichen Ablass-Breve ausgestattet worden war. Von irgend einer ansteckenden Krankheit oder Seuche ist seither nichts mehr aufgetreten.

 

1832   Das fünfhundertjährige Jubiläum dieser Bruderschaft begann nunmeher am 20. Februar 1832 und endet sich mit dem 20. Februar 1833.

 

1882   Im Jahre 1882 kam die Vereinbarung zustande, wonach die in Allersberg lebenden Protestanten auch im Friedhof von Skt. Sebastian beerdigt werden können.

 

1903   Der Friedhof musste deswegen gegen Westen um 32 Dezimal vergrössert werden. Das Dezimal kostete 8,- Mark und wurde von dem Traubenwirt Ferdinand Rehm gekauft bezw. gestiftet.

 

1904   Am 14. August 1904 wurde der neue Friedhof feierlich eingeweiht.

 

Zur Chronik der Sebastianskirche ist noch nachzutragen, dass sie einige Male immer wieder aufgebaut werden musste. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie baufällig und auch im Dreissigjährigen Krieg 1632 von den Schweden zerstört worden.

 

1945   In neuerer Zeit war auch sie wieder im Jahre 1945 durch Artillerietreffer beschädigt und danach wieder ausgebessert worden. Nach dieser Renovierung 1950 ist das Innere mit einer Wandfreske: „Der Totentanz“ versehen worden.

 

 

 

In den mir zugänglichen alten Unterlagen habe ich noch eine wertvolle Ausgabe einer Kleinschrifft über die Sebastiansbruderschaft gefunden, die von dem damaligen Pfarrer Stöckl im Jahre 1821 entworfen bezw. gedruckt worden ist. Die broschierte Kleinschrifft trägt folgenden Titel:

 

„Die uralte und berühmte Bruderschaft  von dem hl. Martyrer Sebastian im Markt Allersberg in ihrer innerlichen und äusserlichen Einrichtung.“

 

Es ist gleichzeitig ein Mitgliedsbuch einer Allersbergerin, deren Vornamen mit „Anna“ und deren Nachnamen mit „Muck“ (sehr schlecht lesbar) zu entziffern ist. Das Aufnahmedatum ist der 20. Juni 1855 mit den Unterschriften des Präses Pfarrer Schönberger und des Präfekten A. Gerngross.

 

Diese Kleinschrifft ist mit einem so liebenswerten und kostbaren Inhalt über den Ursprung, die Schicksale der Bruderschaft, deren Regeln, Statuten, Satzungen, Ablässe und Gebeten ausgestattet, dass man sie als Neuausgabe an alle Mitglieder verteilen sollte, um sie der Nachwelt zu erhalten.

 

 

 

Eine weitere, antiquarisch noch viel wertvollere Unterlage fand sich in Gestalt eines Mitglieder-Aufnahmescheines aus den Jahre 1748 auf den Namen: Johann Georg Schindler. Der Originalität wegen soll eine genaue Beschreibung dieses Scheines folgen: Der Schein in der Grösse von 26 mal 16 cm trägt die Überschrift:

 

„Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Amen!"

 

In der Mitte ist ein Baum dargestellt, an den der hl. Sebastian angebunden ist mit den Pfeilen in seinem Körper. Ein kleines zierliches Engelchen schwebt vor ihm und zieht die Pfeile aus seinem Körper. Ein zweites Engelchen vom Himmel herabschwebend will ihm den Märtyrerkranz auf sein Haupt legen. Der seitliche Text lautet: „Wir Präses und Verordnete Vorsteher der löblichen Bruderschaft des hl. Sebastiani Märtyrers allhier in Allersberg bekennen hiermit, dass Johann Georg Schindler heut dato in gedachte unsere Bruderschaft angenommen und eingeschrieben worden. Haben also aus habender Gewalt ihm aller geistlichen Gnaden, Ablass und gewöhnlichen Gottesdiensten derselbigen teilhaftig gemacht. Versprechen anbei, dass wir, sobald er nach Gottes gnädigem Willen von diesem zeitlichen Leben, welches Gott lange verhüten wolle, tödlich abschneiden und solcher Todesfall mit Überschickung dieses Zettels angedeutet werden soll, ihm der Seel zum Heil und Trost in die Gottesdienste der Verstorbenen einschliessen wollen.“ Dessen zu Urkund haben wir ihm gegenwärtigen Schein zugeteilt. Gegeben den 20. Tag des Monats Juni Anno Christo 1748

Präses: Philippus Jakobus Kopp-Parochus

Prefektus: Ambrosius Heckel.

 

In der Mitte des Aufnahmescheines, unter dem Sebastiansbild ist ein wehendes Band eingedruckt, von Zweigen umrahmt, mit dem Allersberger Wappen, der im Jahr 1354 vom Kaiser Karl IV an die Herren von Wolfstein verliehen wurde - nämlich drei silbergraue Mauertürme und 2 schreitende Löwen als Zierde - und daneben die Worte:

 

„Bitt für uns Heiliger Sebastian - vorab wann uns der Tod will greifen an!“

 

 

 

 

 

 

Die vorstehenden Angaben wurden den, von Herrn Lehrer Kohmann gesammelten Unterlagen --- der auch die Originale besitzt und zwar von den erwähnten broschierten Kleinschrift über das Schicksal der Sebastiansbruderschaft aus dem Jahre 1821 und von dem Aufnahmeschein eines Johann Georg Schindler vom Jahre 1748 -entnommen und für die vorstehende Darstellung ausgewertet.

 

 

 

Bearbeitet im März 1979

 

Ad. Jak. Freitag

 

 

 

 

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Pfarrer Peter Wenzel
Hinterer Markt 24
90584  Allersberg


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