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5. Pfarrhausgespräch mit Helmut Schleich von Josef Sturm

Allersberg (jsm 7565) Freudige Erwartung herrschte im Allersberger Pfarrhaus, wo Pfarrer Peter Wenzel zum fünften Online-Gespräch den bekannten bayerischen Kabarettisten Helmut Schleich erwartete. Erstaunt war Wenzel über dessen sofortige Zusage. Aber, so versicherte Schleich, er habe sich „gfreit“, dass ihn ein Pfarrer eingeladen habe und deshalb sofort zugesagt. Einen Volltreffer landete Pfarrer Wenzel mit dem bekannten Kabarettisten, der im Verlauf des interessanten Gesprächs nicht nur Franz Josef Strauß parodierte sondern zum Abschluss der Runde auch den bayerischen Papst Benedikt und auf Wenzels Angebot  „wenn sie mal Unterstützung von einem Landpfarrer brauchen“ versicherte „da komme ich gerne drauf zurück“. Erstmals sei er in einem Pfarrhaus zu Gast, sagte Helmut Schleich und man konnte im Verlauf der Gesprächsstunde feststellen, dass ihm der Dialog mit Pfarrer Wenzel gefiel.
Bayerische Kabarettbühne trifft katholische Altarstufen, so könnte das fünfte Pfarrhausgespräch titeln, hielt Pfarrer Wenzel eingangs fest. Im kurzen Statement hielt der berühmte Gast dann fest, dass er 1967 in Schongau geboren sei, seit 1975 in München lebe, dass er sechs Semester Geographie studiert habe und drei Kinder und ein Enkelkind habe. Schon damals habe er Kabarett, zunächst zu dritt als Gruppe „Fernrohr“ gemacht und seit Anfang der 90er Jahre dann als Solo-Kabarettist mit eigener Fernsehsendung. Von Beruf her seien sie seelenverwandt, denn beide brächten Leute zum Nachdenken, sprächen kritische Punkte an und brächten Freude ins Haus, stellte Moderator Wenzel fest und Schleich ergänzte, dass man auch nicht unverwandt sei, was die Dramaturgie betreffe. Die Botschaft der katholischen Kirche werde heute nicht mehr angenommen, so ist es auch in einem Buch Papst Benedikt festgehalten, den er sehr verehre, sagte Schleich. Er hielt weiter fest, dass sich die katholische Kirche viel zu sehr in die Enge treiben lasse, sie sei doch eine weltweite Kirche, die einen irren Vorsprung hat und er verstehe nicht, warum sie das nicht herausstelle. Sie sei doch weltweit aufgestellt und das sei in der heutigen Zeit ein riesiges Pfund, auf das mehr hingewiesen werden sollte, betonte der Kabarettist.
Auf die Frage Wenzels, warum er ausgetreten sei aus der katholischen Kirche antwortete Helmut Schleich, dass dies vor 15 Jahren war, wo er sehr viel mehr Abstand zur Kirche gehabt habe. Letztlich habe damals die Aussage eines Militärgeistlichen zu diesem Entschluss geführt, aber heute habe er trotzdem eine Nähe zur katholischen Kirche und zu ihrer Kultur. Er kenne viele, so Wenzel, die nach ihrem Austritt zum Nachdenken gekommen sind. Es werden immer Äußerlichkeiten genannt, aber Sterbende sprechen nicht über diese Sachen. Auch wenn er selbst die Missstände merke, so stelle er fest, dass Pfarrer und Gläubige getragen werden von der Gemeinschaft Kirche.
Wenzel wies darauf hin, dass er Studierende auf ihrem Weg zum Priester begleite und versuche, ihnen Fröhlichkeit zu vermitteln. Er erlebe aber bei jungen Priestern, dass sich eine gewisse Frustration breit mache, dass ihnen der mediale Gegenwind zu schaffen macht. Schleich erwiderte, dass sich Pfarrer medialem Shitstorm aussetzten und dass dies jungen Menschen schwer falle. Er verriet weiter, dass sein Traumberuf Kabarettist im Vatikan wäre und dass er seine Kabaretttexte an einem besonderen Schreibtisch mit Zettelansammlung am Computer verfasse.
Nicht herum um das Thema Corona kam man auch beim Gespräch. Sein richtiger letzter Live-Auftritt vor großem Publikum sei schon Anfang März 2020 gewesen, wenn man von acht kleineren Auftritten absieht, von denen der letzte am 30. Oktober in Meiningen gewesen sei, erinnerte Schleich. Live-Auftritte mit Menschen fehlen, die Live-Kultur habe eine wichtige Funktion. Die Krise hat nicht nur für Künstler sondern auch fürs Publikum Auswirkungen, betonte er. Auch für die Kirche habe die Krise Auswirkungen, ergänzte Wenzel ehe er die Frage stellte, ob Corona uns als Gesellschaft verändert. Reisen und so werden schnell wieder da sein, andere Dinge haben tiefe Spuren in der Seele hinterlassen, es wird Trost gesucht, denn vieles sei kaputt gegangen, die Spaltung in der Gesellschaft habe sich vertieft und ob dieser Riss zu kitten sei, das sei fraglich, antwortete Schleich. Ein Jahr Corona prägt die Gesellschaft, plötzlicher Tod und Krankheit sind ständig da und viele sind verunsichert und fragen, was kommt, was hält uns. Die Beerdigungskultur, die für ihn als Pfarrer sehr wichtig sei, sinke und es sei seine Sorge, dass die Leute sich an schnelle Beerdigungen gewöhnen, sagte Pfarrer Wenzel. Das sei jetzt schon so, vor allem in Städten, der Tod wird verdrängt, er kostet Energie und wenn er kommt, seien es regelrechte Schocks, hielt Schleich fest. Er selbst sei der Meinung, danach ist es aus. Das sei zwar kein tröstlicher Gedanke, aber tröstlich sei für ihn, dass er in seinen Kindern und Enkeln weiterlebe und dass auch einige seiner künstlerischen Gedanken sicherlich bleiben. Als Himmels-Kabarettist wäre der Stoff unendlich, feixte er, ehe er festhielt, dass er Allerheiligen sehr gerne habe. Das sei für ihn wie ein kleines Weihnachten, denn da komme stets die ganze Familie zusammen, zu den Wurzeln der Familie und zur Gräbersegnung.
Zum Schluss der aufschlussreichen Gesprächsstunde beantwortete Helmut Schleich auch die drei Zuschauerfragen, ehe er ein Original-Zitat von Franz Josef Strauß parodierte und auf Wunsch Wenzels auch den bayerischen Papst Benedikt. Ein besonderes Abschiedsgeschenk, signiert und gerahmt, das „Allersberger Lockdown-Clopapier“, so Schleich, hatte schließlich Pfarrer Wenzel noch für seinen prominenten Gast parat, ehe er bekannt gab, dass beim 6. Pfarrhausgespräch am 17. Juni, um 19 Uhr die Jakobsweg-Pilgerin Angelika Stadelbauer aus Heideck zu Gast sein wird und dass das Gespräch mit Helmut Schleich auch weiterhin auf der Homepage der Pfarrei abgerufen werden könne.

Josef Sturm (jstu)

 

Heilige Messen in der Pfarrei Allersberg

Samstag 17.30 Uhr (von November bis einschl. März 17.00 Uhr)
Sonntag 8.30 Uhr und 10.30 Uhr

Gottesdienstzeiten in der Expositur Göggelsbuch

Samstag 19.00 oder Sonntag 9.00 im Wechsel mit Ebenried (von November bis einschl. März 18.30 Uhr)

Gottesdienstzeiten in Ebenried

Samstag 19.00 oder Sonntag 9.30 im Wechsel mit Göggelsbuch (von November bis einschl. März 18.30 Uhr)

Pfarrei Allersberg

Leiter:
Pfarrer Peter Wenzel
Hinterer Markt 24
90584  Allersberg