Zum Inhalt springen

Ostern in der Kirche ganz ohne Gläubige                                        13.4.20

Von Josef Sturm

Allersberg (jsm 7565) Nichts war so bei den Feiern zum Osterfest 2020 in der Kirche wie sonst. Und  doch wurden vielerorts Gottesdienste gefeiert in neuer Art und Weise und verkündet „Christus lebt, er ist auferstanden“. So war es auch in der katholischen Pfarrei Allersberg, wo die Gläubigen via Internet vom Gründonnerstag bis zum Ostermontag die Osterfeierlichkeiten in der Pfarrkirche live mitverfolgen konnten.

Vor leeren Kirchenbänken feierte Pfarrer Peter Wenzel mit Diakon Fidelis Dudek und Praktikant Samson D. Tesfaye das Gedächtnis des letzten Abendmahles Jesu am Gründonnerstag, die Kreuzigung Jesu am Karfreitag, die Osternachtsfeier am Karsamstag und die Eucharistie am Ostersonntag und Ostermontag. Lediglich Mesner, Lektor, Kantor und Sänger sowie das zwei Mann-Technikteam waren in der Kirche. Ein ganz neues Gefühl, bisher nicht vorstellbar, beim höchsten Kirchenfest des Jahres also. Die neue Möglichkeit, die Gottesdienste live via Internet mitzufeiern bietet Pfarrer Wenzel bereits seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen den Gläubigen an. Jeden Sonntag wurde bisher um 10 Uhr, und so ist es auch am Weißen Sonntag, 19. April, wieder die Messfeier live übertragen, wie aus dem Pfarrboten ersichtlich. Während der Messfeiern bleiben die Kirchentüren verschlossen, ansonsten ist die Kirche für alle zum stillen Gebet geöffnet.

So stand bei den Feiern zum Osterfest zunächst am Gründonnerstag das letzte Abendmahl und die Fußwaschung im Fokus, dass Jesus mit seinen Jüngern vor Beginn seines Leidens feierte. Nicht wie vor 2020 Jahren Jesus den zwölf Aposteln sondern nur einem, nämlich dem seit fünf Wochen mit ihm im Pfarrhaus lebenden Praktikanten Samson wusch Pfarrer Wenzel die Füße, ehe beim feierlichen Gloria zum letzten Mal die Kirchenglocken erklangen.. Zum dritten Mal hat er die Fußwaschung in der Pfarrei Allersberg mit der Filialkirche Ebenried und der Expositur Göggelsbuch durchgeführt.

Große Beachtung fand die Karfreitagsliturgie mit der Kreuzverehrung zum Gedenken an die Leiden und das Sterben Jesu für unsere Sünden am Kreuz. Nachdem die Gläubigen nicht persönlich zum Kreuz kommen durften, beschloss Pfarrer Wenzel das Kreuz zu den Menschen in einer kleinen Prozession durch den Ort zu bringen und zum Abschluss den Segen Gottes für die Pfarrei und die ganze Welt zu erflehen.

Mit dem Entzünden des Osterfeuers und dem Einzug der brennenden Osterkerze in die dunkle Pfarrkirche zu den Worten „Lumen Christi – Seht das Licht“ begann die Auferstehungsfeier Jesu am Karsamstag. Zum Beginn der Feier läuteten um 20 Uhr die Glocken aller Kirchen in Allersberg, Ebenried und Göggelsbuch und festlich erklangen sie nochmals nach den Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament beim feierlichen Gloria. Via Internet wurden die Ostergrüße nicht nur in die Familien in Deutschland sondern auch nach Polen und Äthiopien übermittelt, es wurde das Taufwasser gesegnet und es fand die Speisenweihe statt und in den Fürbitten wurde besonders aller Kranken, Sterbenden und der von der Corona-Pandemie betroffenen gedacht. Pfarrer Wenzel ging in seinen Predigten sowohl auf die Pfarrei wie auch auf die derzeitige Situation in der ganzen Welt ein und verkündete, dass die Osterkerze 2020 Diakon Fidelis bekommt, der im Juni in Polen die Priesterweihe empfängt, wo auch ein Bus aus Allersberg hinfahren wird.

Beim Festgottesdienst am Ostersonntag hielt Pfarrer Wenzel in seiner Predigt fest, dass es nicht nur den Corona-Virus gibt sondern auch den Virus von Hass, Egoismus und Gier. Wir erleben die Krise unserer globalisierten Welt, die Kirche ist wie ein „Feldlazarett“, sie hat die Aufgabe, den Virus in tätiger Nächstenliebe zu bekämpfen und andere Wege aufzuzeigen. Auch ohne Corona sind die Kirchen immer leerer geworden, stellte Pfarrer Wenzel fest. Die leeren Kirchen sind letztlich auch ein Zeichen Gottes und ein Aufruf. Ein Kapitel des Christentums geht zu Ende und ein neues wird aufgeschlagen. Christus aber ist in all diesen Lebenskapiteln dabei. Der Ausnahmezustand ist ein Hinweis auf eine neue Form der Kirche, denn jede Krise hat auch eine Chance. Wir können sie nutzen oder verstreichen lassen. Es ist jetzt die Zeit, dass wir unsere Suche nach Gott verstärken. Versuchen wir Lehren aus der Krise zu ziehen und Gott in unser Leben einzubinden und mit ihm einen Neuanfang zu wagen, rief er auf zum Umdenken. Ostern ist das Fest der Auferstehung, suchen wir nicht den Lebenden bei den Toten, sondern leben wir eine Kultur des Lebens, forderte er. Es liegt an uns, ob wir wieder zurückkehren zu den alten Mustern, oder ob wir die Zeit der leeren Kirchen nutzen zu einer Radikalisierung des eigenen christlichen Lebens, betonte er, ehe er allen die Fröhlichkeit des Auferstandenen wünschte.                  

Josef Sturm (jstu)

 

Heilige Messen in der Pfarrei Allersberg

Samstag 17.30 Uhr (von November bis einschl. März 17.00 Uhr)
Sonntag 8.30 Uhr und 10.30 Uhr

Gottesdienstzeiten in der Expositur Göggelsbuch

Samstag 19.00 oder Sonntag 9.00 im Wechsel mit Ebenried (von November bis einschl. März 18.30 Uhr)

Gottesdienstzeiten in Ebenried

Samstag 19.00 oder Sonntag 9.30 im Wechsel mit Göggelsbuch (von November bis einschl. März 18.30 Uhr)

Pfarrei Allersberg

Leiter:
Pfarrer Peter Wenzel
Hinterer Markt 24
90584  Allersberg